Liebe Grüne: Fehler muss man zugeben können.

So. Nach mehreren Wochen Pause dazwischen, weil Urlaub allerseits, habe ich mich gerade sehr ausführlich mit einem Grünen unterhalten. Er war sauer auf mich aufgrund meines letzten Blogbeitrags. Und zwar nicht in der gleichen Tonlage wie manche der Zuschriften von Grünen, die ich bekam – „du schadest den Grünen, deine Reichweite kostet noch ein paar WählerInnen“ und ähnliches – nein.

Er meinte, ich hätte den Selbstmord von Lisa Maria Kellermayr und Minister Rauch in Verbindung gebracht und das sei absolut unter aller Sau, da es der rechte Mob war, der sie am Gewissen hat, und nicht der grüne Minister, nochdazu in einem türkisblau regierten Bundesland.  

Ich war im ersten Moment total entsetzt, weil batzenüberzeugt, hey, das hab ich nie behauptet. Ich habe die Verordnung und die Kommunikation von Rauch kritisiert, aber doch keinen Kausalzusammenhang hergestellt! Ich weiß, dass Verordnungen nie nur allein am Rücken des Ministers entstehen, ich war enttäuscht von der Verordnung, ging davon aus, Kellermayr war das wohl auch. Viele wissen das aber nicht. Und stellen den Zusammenhang zwischen Rauch und Kellermayr her, den ich so absolut nicht sehe. Er warf mir vor, und, bist du stolz drauf, dass du sagst, nie wieder Grüne? He, hallo, das hab ich nie behauptet! Ich WILL die Grünen wieder wählen können und habe meine Kritikpunkte angebracht.

Nie wieder Grüne und Rauch ist schuld am Suizid von Kellermayr. Das blieb also hängen von meinem Artikel. Das habe ich beides zwar absolut weder gedacht noch geschrieben, aber es kann – und das ist der Punkt – interpretiert werden. Das war mein Fehler, noch dazu als eine, die wahnsinnig gern auf den Punkt kommuniziert. Und dafür entschuldige ich mich.

Aaaaaber, aber aber aber: An meiner Kritik an den Grünen, an den Aussagen von Rauch, die ich in dem Beitrag zitiere, ändert das nix. Es ändert nix daran, dass ich mich als Frau von den Grünen nicht abgeholt fühle, programmatisch, und dass ich vor allem die Kommunikation der Grünen massiv kritisch sehe. 

Doch nichts destotrotz: Mir zeigt das Gespräch eigentlich was ganz was anderes. Die Tatsache, dass man Fehler zugeben können muss, weil Rückgrat, dass man im Hirn flexibel sein sollte, und auch einsehen, ok, das hab ich nicht richtig gemacht – und die Möglichkeit, das sachlich auszudiskutieren. Das ist der eine Punkt. Nur weils jetzt grad meine Position ist, heißt das nicht, dass ich nicht dazulernen kann. Und übrigens: Position ist was anderes als Rückgrat. Letzteres ist mir sehr wichtig. Und genau deshalb muss ich auch den anderen Punkt selbstkritisch hier schreiben: Ständig poche ich auf Sachlichkeit im Diskurs, und dann schreib ich in höchster Emotion einen Beitrag, der x-tausende Male gelesen wird. Deppert von mir. Das ist mein Learning und ein Fehler, den ich leider schon öfter begangen habe.

Ich bin dankbar dafür, dass es wenigstens noch einige gibt, die sich mit mir hinsetzen, mir erstmal ein stockwütend ein „Bist stolz auf den Blogbeitrag?!“ hinknallen und sich dann aber wirklich die Zeit nehmen, es Punkt für Punkt auszudiskutieren. In einigen Punkten – siehe oben – habe ich ihm rechtgegeben, in anderen er mir. Und genauso gehörts. So geht Rückgrat auf beiden Seiten.