Warum das Kaufhaus Österreich schon vor dem Start frustriert

Wär die ganze Vorgeschichte nicht passiert, würd ich jetzt sagen, he super, endlich nimmt die Regierung ihre Aufgaben wahr in Bezug auf den heimischen E-Commerce - demnächst wird das "Kaufhaus Österreich" gelauncht, eine Plattform, auf der sich heimische OnlinehändlerInnen listen können und dadurch mehr Sichtbarkeit bekommen (kommt mir irgendwie bekannt vor, dieser Gedanke). 

Hier steht, wie das Kaufhaus Österreich funktionieren soll. 

Es ist schon beeindruckend: Sich über NEUN MONATE Zeit lassen, um sowas zu entwickeln, es einigen HändlerInnen (und mir) Mitte Juli als Idee zu präsentieren, überrascht sein, dass alle Anwesenden meinen, das ist jetzt nix, worauf die Welt gewartet hat, weil solche Metaplattformen sind seit März wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen, trotz Ankündigung weiterer Termine zur "gemeinsamen Weiterentwicklung" sich NIE wieder melden, auch nicht auf Rückfrage, und jetzt mit genau dem Projekt rausgehen, das im Endeffekt so funktioniert wie meins, nur technisch versierter, weil Kohle da ist. Im Gegensatz zu den Kosten des Projekts: Das ist schon ein verdammt billiger Move. 

Ich beschwer mich überhaupt nicht um meiner Selbst willen, ich verlier und gewinn daran nix - aber das gesamte Vorgehen, das jetzt als großen Wurf zu präsentieren, und da drin jetzt Geld zu verbrennen, während beispielsweise der Buchhandel kollektiv gönnerhafte 200.000 Euro zum Ausbau der jeweiligen Onlineshops bekommt (das sind runtergerechnet auf alle BuchhändlerInnen im Land 105 Euro pro Unternehmen, damit hupft man sicher seeeehr weit in der Entwicklung von Onlineshops), und die WKO - das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - die Wirtschaftskammer Österreichs Kurse anbietet, wie man sich optimal auf Amazon Marketplace positioniert (ich leier das gern nochmal runter: Ja, Amazon ist für manche HändlerInnen in Ö wichtig. Aber es ist verdammtnochmal nicht die Aufgabe einer WKO, das auch noch zu fördern). 

Ich verstehe alle HändlerInnen, die sich da jetzt listen lassen, weil momentan vor allem für viele kleinere Unternehmen einfach jeder Strohhalm zählt. Und all die Bewerbung, die geplant ist, wird sich auch rechnen. Aber fragt euch mal bitte, ob das Geld, das vom Ministerium für diese Aktion jetzt ausgegeben wird, nicht besser in einer direkten Förderung bei euch aufgehoben wäre. Ob es nicht gscheiter gewesen wäre, als Ministerium auf die staatsnahe Post einzuwirken und sowohl für bessere Lieferkonditionen für den heimischen E-commerce als auf für personelle Aufstockung zwecks schnellerer Lieferzeiten zu sorgen. Da passiert nämlich nix, und Pakete, die aus Deutschland geliefert werden, kommen gar nicht mal so selten schneller an als jene, die innerhalb von Österreich verschickt werden. 

Aber hey, wir haben eine neue Metaplattform - wow! Der Falter und ich haben damit unabhängig voneinander an Tag 1 des ersten Lockdowns begonnen. Österreichs Politik reagiert ein Dreivierteljahr später, wo es im Grunde nur noch für ein paar Monate wirklich relevant ist und hoffentlich bald nur noch ein Add-on sein wird, weil der stationäre Handel sich hoffentlich bis zu einem gewissen Grad erholen wird. 

Es ist einfach frustrierend, wenn man sieht, da geht jemand VIEL ZU SPÄT mit einer einfachen Grundidee raus (ist jetzt keine Raketenwissenschaft, heimische OnlinehändlerInnen zu listen, is mir schließlich auch eingefallen), wird aber so tun, als ob er das Rad neu erfunden hätt, und der effektive Nutzen wird sich wohl in Grenzen halten, weils nix Neues ist. Sehr, sehr traurig.